In Memoriam: Manuel de Souza (1913 – 1969)
Titel: Der tragische Funke: Manuel de Souzas einsame Entdeckung des Tanzanits
Manuel de Souza, in Goa (damals Portugiesisch-Indien) geboren, war die unwahrscheinlichste Figur, um die gemmologische Welt des 20. Jahrhunderts zu verändern. Von Beruf Schneider, verliess er sein Heimatland, um in den weiten, mineralreichen Landschaften Tansanias sein Glück als Prospektor zu suchen. Er war kein ausgebildeter Geologe mit wissenschaftlichen Karten, sondern ein Mann, der vom "Edelsteinfieber" getrieben wurde – jener unbändigen Hoffnung, die Tausende von Männern vor und nach ihm in die entlegensten Winkel der Erde zog. Sein primäres Ziel war es, Rubine oder Saphire zu finden.
Das Schicksal hatte jedoch einen anderen Plan. Im Juli 1967, während einer seiner Expeditionen in den Merelani Hills, einem ariden und unwirtlichen Gebiet nördlich von Arusha, wurde er von lokalen Massai-Hirten auf auffallend intensive, blau-violette Kristalle aufmerksam gemacht, die einfach auf der Erdoberfläche lagen. De Souza, mit dem geschulten Auge des Prospektors, erkannte sofort, dass dies keine gewöhnlichen Steine waren. Ihre Klarheit und ihr trichroitischer Farbwechsel (ein Phänomen, bei dem ein Stein aus verschiedenen Richtungen unterschiedliche Farben zeigt) liessen ihn zunächst an einen ungewöhnlich leuchtenden Saphir denken.
Er versuchte, seinen Fund bei den tansanischen Behörden in Dodoma registrieren zu lassen, doch die dortigen Geologen konnten den Stein nicht eindeutig identifizieren. De Souza, überzeugt vom Wert seines Fundes, schickte Proben an das Gemological Institute of America (GIA), die höchste Instanz der gemmologischen Welt. Dort bestätigte sich seine Ahnung: Es handelte sich um eine bisher unbekannte, edelsteintaugliche, blau-violette Varietät des Minerals Zoisit.
De Souza sicherte sich die ersten vier Claims in dem Gebiet. Doch die Nachricht von einem neuen, spektakulären Edelsteinfund verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Gebiet von anderen Prospektoren und Syndikaten überrannt. De Souza fehlte das Kapital, um seine Claims im grossen Stil abzubauen oder sie effektiv gegen die Konkurrenz zu verteidigen. Währenddessen erkannte die New Yorker Juwelierfirma Tiffany & Co. das Marketing-Potenzial des Steins, taufte ihn "Tansanit" und machte ihn mit einer beispiellosen Kampagne weltberühmt.
Die Geschichte von Manuel de Souza endete abrupt und tragisch. Er starb 1969 unter nie vollständig geklärten Umständen in der Nähe seiner Mine. Sein Beitrag, der Funke, der die globale Faszination für den Tansanit entzündete, wurde vom kommerziellen Erfolg seiner Entdeckung fast vollständig verschluckt. Das Edelsteinkabinett ehrt sein Andenken als den Mann, der nicht nur einen Stein, sondern einen Traum fand, dessen wahre Grösse er selbst nie erleben durfte.